Warum vergeht die Zeit schneller, je älter wir werden?

28.01.2024

Wo ist nur der Januar geblieben? Und wo das „Hyggelige“ der Weihnachtszeit?

Schon verrückt. Wie schnell sich die Welt doch dreht. Gerade noch war unser Zuhause wunderschön weihnachtlich geschmückt. „Hyggelig“, wie die Dänen es so liebevoll bezeichnen würden. Gemütlich. Mit warmen Kerzenlicht und einer einladenden Atmosphäre. Wobei bei den Dänen „hyggelig“ mehr als ist, als „nur“ Kerzenschein und Gemütlichkeit. „Hyggelig“ bedeutet im Kern „Wohlbefinden“. Was allerdings dieses „Wohlbefinden“ für einen persönlich ausmacht, das darf jede/r für sich entscheiden.

Während ich so diesen etwas durchaus wehmütigen Gedanken nachhänge, laufe ich hinter meinem Haus den Berg hinauf. Draußen ist es noch dunkel. Und kalt. Minus 5 Grad. Während ich mit Luke meine erste Hunderunde des Tages drehe, bilden sich beim Ausatmen kleine, weiße Atem-Wölkchen vor meinem Mund. Ich frage mich, wie es all denjenigen geht, die wie ich die Rauhnächte durchgeführt haben und mit meinem Rauhnächte-Buch eine wundervolle Zeit erleben durften. Sind sie noch in der Energie der Rauhnächte? Setzen sie das um, was sie sich in der Ruhe der Rauhnächte in aller Klarheit vorgenommen hatten?

Wenn uns die To-do-Liste durch den Alltag scheucht …

Ganz sicher hat der Alltags-Tsunami viele ins Wanken gebracht und wieder in alte Muster zurückgeworfen. Bei mir hat es nicht einmal 2 Wochen gedauert, bis meine wachsende To-do-Liste wieder damit begonnen hat, mich durch den Tag und die Woche zu scheuchen. Ja, stimmt schon! Es ist in der Tat nicht einfach, sich bewusst und energisch gegen diese „Übergriffe“ des Alltages zu wehren. Ich war so sehr in meinem eigenen kleinen Gefecht verstrickt, dass ich nicht einmal bemerkt habe, wie der Januar still und heimlich an mir vorbeigezogen ist. Wo ist er nur geblieben?  Und überhaupt – Vorsätze hin oder her  – warum haben wir – je älter wir werden – das Gefühl, die Zeit würde schneller vergehen?

Das Gefühl, dass die Zeit schneller vergeht,
je älter wir werden  

In der Psychologie nennen wir dieses Phänomen Zeitempfinden oder auch Zeitwahrnehmung. Mit steigendem Alter haben viele das Gefühl, die Zeit würde nur noch so an ihnen vorbei rasen. Jahre vergehen scheinbar im Flug, Wochen schrumpfen zu Tagen, Tage zu gefühlten Minuten. Schon Albert Einstein hatte sich damit beschäftigt, dass das Zeitgefühl nicht immer mit der tatsächlich verstrichenen Zeit übereinstimmt. Seine Worte:

Wenn man zwei Stunden lang mit einem Mädchen zusammensitzt, meint man, es wäre eine Minute. Sitzt man jedoch eine Minute auf einem heißen Ofen, meint man, es wären zwei Stunden.

Albert Einstein

Das veränderte Zeitempfinden mit steigendem Lebensalter ist übrigens keine Einbildung – wissenschaftlich ist es längst erwiesen, dass dem tatsächlich so ist. Eine Erklärung für das veränderte Zeitempfinden bezieht sich auf die Veränderung unserer Reizverarbeitung  im Gehirn. In der Kindheit und der Jugend muss unser Gehirn noch viele neue Eindrücke und Bilder in kurzer Zeit verarbeiten. Durch diese Vielzahl an Eindrücken verlängert sich die Zeitempfindung. Oder anders gesagt: Paradoxerweise vergeht die Zeit, wenn man jung ist, gefühlt langsamer, weil so viel Neues passiert. Und im Alter ist das dann genau umgekehrt. Eben weil so wenig Neues passiert, beschleunigt sich die Zeitwahrnehmung im Alter. Gar nicht so einfach zu verstehen, oder?

Die Vergangenheit existiert bloß in unserer Erinnerung. Je mehr neue Erfahrungen wir machen, desto mehr „Speicherplatz“ braucht unser Gehirn, um die Ereignisse und Erfahrungen aufzuzeichnen. Dieser Speicherprozess wiederum benötigt Zeit und genau dadurch kommt uns das dazugehörige Ereignis länger vor. Ein Tag voller Routinen, an welchen nichts außergewöhnlich Neues geschieht, hinterlässt also nur wenige Erinnerungen  und kommt uns deshalb im Nachhinein kurz vor.

Du hast es in der Hand – wie du dafür sorgen kannst, dass die Zeit gefühlt langsamer vergeht

Im Umkehrschluss lässt diese Erklärung die Schlussfolgerung zu, dass wir selbst Einfluss auf unsere Zeitwahrnehmung nehmen und die Zeit „entschleunigen“ können. Wenn du also möchtest, dass die Zeit (zumindest gefühlt) langsamer vergeht, solltest du dein Gehirn immer wieder fordern und immer wieder  mal etwas Neues oder in voller Achtsamkeit machen.

Genau das ist übrigens der Grund, warum ich mir in den letzten Rauhnächten vorgenommen habe, jeden Monat ganz bewusst einen exklusiven – achtsamen –  Tanja-Tag für mich zu gestalten. Das Neue in mein Leben bringe ich durch meine Teelöffel. Was es damit auf sich hat? Das könnt Ihr in meinem Blogartikel 3 Teelöffel für Aschenbrödel nachlesen. Diese Methode findest du übrigens auch sehr schön beschrieben in meinem neuen Buch Vorwärts heißt zurück zu mir. Das ganze Buch ist quasi eine Anleitung dafür, das eigene Leben zu entschleunigen und vermehrt das zu tun, was einen ganz persönlich glücklich macht. Im Vorwärts-Buch nenne ich das liebevoll „die Gänseblümchen des Alltages wieder für sich entdecken.“

♥ ♥ ♥

PS- Postskriptum

Wie geht es dir? Hast du auch das Gefühl, dass die Zeit schneller vergeht, je älter du wirst? Wie entschleunigst du? Hast du uns einen Tipp?

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4 Kommentare

  1. Entschleunigung mit „gerade-jetzt-Pausen“.
    Wenn die Aufgaben sich türmen und gefühlt trotz aller Mühe nicht zu bewältigen sind: Pause machen. Sich selbst mindestens minutenlang wichtig und wertvoll sein.
    Und abends so pünktlich ins Bett, dass mindestens 15 Minuten wache Lesezeit vorhanden sind.

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    • Liebe Nicole, was für ein großartiger Impuls. DANKE!
      Ich liebe schon jetzt diesen Ausdruck „Gerade-JETZT-Pausen“ – lässt sich wunderbar in verschiedene Richtungen lesen… 🙂 Meine „Lesebetonung findet sich auf dem „GERADE“ – im Sinne von „EBEN-DRUM-Pausen“ – „GERADE-DESWEGEN-Pausen“. Aber auch die „JETZT“-Anhänger werden voll auf ihre Kosten kommen. Gerade-IM-HIER-UND-JETZT-Pausen… I like! 🙂

      Das mit dem abends pünktlich ins Bett lebe ich übrigens in modifiziert Form. Ich bin abends bereits ab 20.00 Uhr so müde, dass ich mich auf Lesestoff nicht mehr konzentrieren kann. Aus diesem Grund habe ich es mir schon seit vielen Jahren zur Angewohnheit gemacht, morgens früher aufzustehen und dann erstmal eine Me-Time zu haben. 🙂 Jedem so, wie es zu seinem Biorhythmus passt.

      Vielen lieben DANK für deine tolle Anregung. Ich bin gespannt, was die anderen für Strategien für uns haben. 🙂
      LG – Die Tanja

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  2. …für mich ist es ganz wichtig nach dem Mittagessen (das meistens zwischen 14 und 15 Uhr ist), meinen geliebten Espresso gemütlich in meinem Lieblingssessel zu trinken. Danach geht es mit Haus-oder Gartenarbeit weiter.

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    • Ohhhhhhhhhhhhhhhh… I LIKE, liebe Judith!!!!!! 🙂 Ich sehe uns bildlich gemeinsam in einem Raum sitzen – Du mit einem Espresso in deinem Lieblingssessel und ich auf meinem Sofa mit einem Espresso Macchiato … und dann gehen wir beide gemeinsam in Gedanken auf eine Kurzreise nach ‚Bella Italia‘ 🙂 Ich bin dabei!!!!!

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