„Klarheit ist der Beginn von allem!“ In jedem meiner Bücher findest du diese Worte. Egal ob in meinem Spiegelbestseller „Rauhnächte – 12 Tage nur für dich“, im Rauhnächte-für-Paare-Buch, im Vorwärts-Buch und auch in meinem neuesten Werk Ein Ohrensessel, 12 Fragen und eine Reise zu dir selbst. Du kannst dir also dir denken, für wie elementar ich ‚Klarheit‘ für die persönlichen Veränderungswünsche halte.
Bevor ich nun aber meine Gedanken über „Klarheit“ mit dir teile, erzähle ich dir zunächst die Geschichte vom Hasen und den Himbeeren. Vielleicht kennst du sie ja bereits. Ich weiß leider nicht, von wem sie stammt. Aber ich mag sie sehr, weil sie in wenigen Worten verdeutlicht, wie wir uns selbst im Weg stehen… Die Geschichte geht ungefähr wie folgt:
Der Hase und die Himbeeren
Auf seiner Suche nach etwas Leckerem zum Essen entdeckt ein Hase einen riesigen Himbeerstrauch. Die prallen, reifen Früchte locken im tiefsten Rot. Er hüpft und streckt sich nach ihnen. Und hüpft und hüpft und hüpft. Doch egal wie oft und stark der Hase seine Energie ins Hüpfen hineinsteckt, er kann die leckeren Früchte einfach nicht erreichen. Sie hängen einfach zu hoch. Als Reaktion rümpft er sein kleines Näschen und verkündet: „Himbeeren sind eh nicht wirklich lecker und ich habe so oder so Besseres zu tun!“ Und so macht sich das Häschen auf den Weg und hoppelt zum nächsten Feld.
Die wahrgenommene Diskrepanz zwischen seinem Wunsch einerseits und der Möglichkeit, sich diesen zu erfüllen, löst im Hasen folgenden Prozess aus: er ändert einfach seine Einstellung und redet sich selbst (und auch allen anderen) ein, dass sein Interesse an den Himbeeren ja von Anfang an gar nicht so groß gewesen ist. Und überhaupt mag er die roten Teilchen eh nicht wirklich.
Das Häschen hätte sich aber auch ganz anders verhalten können. Zum Beispiel hätte es so lange trainieren können, bis die Sprungkraft ausreicht, um an die süßen Früchte heranzukommen. Oder es hätte sich von einem anderen Hasen Hilfe holen können. Während der eine Hase den Busch nach unten biegt, könnte der andere Hase an die Früchte rankommen….. und beide teilen dann. Und, und, und…
Der vermeintlich einfachere Weg für das Häschen war, seine Einstellung zu ändern… Anstatt seinen Blick auf sich zu richten, Klarheit in seinen Wunsch zu bringen und ein anderes Verhalten auszuprobieren, um an die Früchte zu kommen. Ein ähnliches Verhalten wie das des Hasen erlebe ich häufig bei Menschen, wenn sie ihren Veränderungswunsch ansprechen, sie es sich aber zugleich ausreden.

Warum Klarheit so wichtig und der Beginn von allem ist
Ab und zu werde ich gefragt, was genau ich eigentlich damit meine – mit dieser Aussage „Klarheit ist der Beginn von allem“. Meistens versehe ich diesen kleinen Satz sogar noch mit einem fetten Ausrufezeichen. Ein Appell, nicht zu schnell „weiterzuhoppeln“ (um in der Sprache des Hasenbeispiels zu bleiben), sondern anzuhalten und genau hinzuschauen und die eigene Situation zu klären: Was möchte ich eigentlich? Will ich das wirklich? Wozu möchte ich es? Wenn es sich ändert, wird es dann anders? Woran würde ich merken, dass es so ist, wie ich es mir erhofft habe? Was lässt mich zögern? Vor was habe ich vielleicht Angst? Wer oder was unterstützt mich? Welche Ressourcen habe ich sonst noch zur Verfügung … und, und, und…
Allerdings ist es auch so, dass diejenigen, die sich solche Fragen stellen sollten, schon einen Schritt weiter sind als viele andere, die einfach nur ein Gefühl der Unzufriedenheit, des Genervtseins oder gar der Resignation in sich tragen. Warum die zuerst genannten weiter sind? Naja, sie wissen, DASS sie was ändern wollen. Und häufig auch was. Nur das „Wie“ ist unklar. Oder es fehlen der Mut, oder aber die Vorstellungskraft, wie das Ganze aussehen und wie das Vorhaben gelingen kann.

Brustschwimmen in der eigenen Nebelsuppe …
Dabei sind wir doch alle in guter Gesellschaft, denn die wenigsten von uns wachen morgens auf, springen aus dem Bett und rufen „Hurra, ich weiß jetzt genau, was ich ändern möchte und wie ich es angehen werde“. Egal, um was es geht, ob es die Veränderung einer Gewohnheit ist, die Aufnahme eines neuen Hobbys. Oder eine große Änderung im Leben wie Job oder Liebe. Viele schwimmen Ewigkeiten in ihrer Nebelsuppe umher. Manchmal kommt ein Jammern hier. Manchmal ein „Ach, das würde ich gerne ändern!“ dort und schwupps, schon tauchen die Geräuschegeber wieder unter. Ist ja schließlich die eigene Suppe, da lässt es sich einigermaßen aushalten… und wenn man gut im Brustschwimmen ist, dann hält man auch lange durch.
Ich denke gerade an eine meiner schwierigsten Lebensphasen – die Trennung von meinem Mann. Eigentlich wusste ich schon ziemlich lange, dass es vorbei ist… Aber ich habe keine Klärung herbeigeführt. Habe ausgehalten. Ungefähr 8 Jahre bin ich so in meiner eigenen Nebelsuppe rumgeschwommen. Geht ja irgendwie. Ist ja nicht schlimm. Wir streiten ja nicht. Außerdem gibt es vieles was dafür spricht, zu bleiben. Aber irgendwann mal ging es nicht mehr und ich fasste mir mutig ein Herz. Ein Herz für mich…. Das Leben ist zu kurz für „Geht ja irgendwie“.

Klarheit braucht Selbstehrlichkeit
Über Trennung nachgedacht hatte ich wie gesagt schon einige Jahre. Aber es definitiv so, wie ich es in meinem Buch „Vorwärts heißt zurück zu mir“ schreibe:
Denken ist wie Handeln auf Probe.
Durch denken ändert sich aber nicht wirklich was. Gehandelt habe ich also nie. Und dann kam dieser Tag, an welchem ich über Ehrlichkeit nachdachte. Und ich mir die Frage stellte, was ich eigentlich sagen würde, wenn ich denn absolut ehrlich wäre. Zu ihm. Und vor allem auch zu mir. Und all diese Dinge schrieb ich auf. Und die Liste wurde immer länger und länger. Irgendwann mal drückte ich auf Enter: Mail senden… Und diese Tat war der „Anfang vom Ende“. Hört sich für einige vielleicht feige an. Mag sein, dass der Weg nicht dem entspricht, was man von einer Psychologin erwarten würde. Ich persönlich finde ihn bis heute ziemlich mutig. Und zwar aus zweierlei Sicht.
(1) Zu sich selbst ehrlich zu sein erfordert jede Menge Mut. Weil es ganz schön am Selbstbild kratzen kann und „man“ sich vielleicht als Versager fühlt. Doch was ist die Alternative?
(2) Die persönlichen Gedanken auf ein „Blatt Papier“ zu bringen und abzusenden – auch das erfordert Mut. Gibt es doch keinen Weg zurück mehr. Wer je von euch die Rückrufaktion von Outlook probiert hat, der weiß, was ich meine.
Nun will ich aber nicht meine komplette Trennungsgeschichte hier ausbreiten. Diese darf für dich ruhig weiterhin im Nebel bleiben. Fazit war: keine 5 Tage später trennten wir uns. Im Guten … Mein Sohn meinte übrigens erst vor kurzem zu mir: „Gell Mama, du bist glücklich…“ „Ja mein Schatz, das bin ich….“
♥ ♥ ♥
PS – Postscriptum
Was sind deine Himbeeren? Was unternimmst du, um sie zu erreichen? Und überhaupt: Sind Himbeeren in einer Nebelsuppe eigentlich sichtbar?
Denk mal drüber nach …
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Wenn du jemanden an deiner Seite brauchst, um den Nebel schnell zu lichten und für Klarheit zu sorgen, dann wende dich gerne an mich: ARBEITE MIT MIR
Herzlichen Dank für die Erinnerung. Es ist so krass, wie schnell man wieder in der alten Routine schwimmt. Ich wollte doch anders – genau!… da war was. Danke, jetzt bin ich wieder im Hier und bewusst.
Liebe Andrea,
… von Herzen gerne… und vielen lieben DANK für deinen Kommentar hier. Oja… der Alltagstsunami schwemmt uns leider wieder viel zu schnell wieder in die Routinen des Alltags. Genau deswegen braucht es diese kleinen, aber liebevollen Erinnerungen. Lesen wir uns im Februar, dann geht es um Stille? 🙂
LG – Die Tanja
Wie schön, daß es auch hier die Fragen gibt. Ich finde, die schaffen oft wenigstens ein wenig Klarheit im Nebel.
Das habe ich schon im Buch über die Rauhnächte so gemocht.
Danke dafür.
Von Herzen gerne 🙂 … und danke für deine liebe volle Rückmeldung.
Liebe Grüße
Die Tanja 🙂
Ich habe zum ersten Mal die Rauhnächte bewußt gelebt und bin erstaunt, wie sehr diese Zeit mir geholfen hat mit mir ins Reine zu kommen und mir meiner Wünsche wieder bewußt zu werden. Die Kraft und Ruhe, die ich in diesen Wochen gewonnen habe, helfen mir bis heute mehr im Jetzt zu leben, meine Ziele zu verfolgen und achtsam mit mir und meiner Umwelt umzugehen. Danke dafür!
Hallo, liebe Andrea,
ohhhhhhhhhhhhhhhh…. wie schön….. von Herzen gerne… Ich schreibe bei persönlichen Widmungen häufig folgende Worte: Der Zauber der Rauhnächte erschließt sich zuerst mit dem Herzen… dicht gefolgt vom Verstand. 🙂 Wer einmal die Rauhnächte für sich entdeckt hat, wird vermutlich nie wieder ohne diese so beeindruckende Zeit sein können 🙂
Liebe Tanja,
vielen Dank für diesen persönlichen Text. Kommt mir bekannt vor (die Phase vor der Scheidung, nicht der Hase) …
Das Ritual der Raunächte mit Deinem Buch war für mich eine Offenbarung. Herausgekommen ist unter anderem eine Liste mit 32 Dingen, die mir letztes Jahr nicht gut getan haben und die ich folglich 2025 lassen will. Daran erinnere ich mich nun immer dann, wenn diese „Dinge“ sich doch wieder anschleichen. Ich werde sicher noch lernen, dass es ein lebenslanger Prozess ist und ich mache ja gerade die ersten Schritte (mit 54 …).
Liebe Grüße, Stefanie aus Norddeutschland
Liebe Stefanie,
vielen lieben DANK für deine Worte, die du mir/uns hier geschenkt hast. 32 Dinge… wow… da hast du aber gut für Klarheit gesorgt. 🙂 Ich wünsche dir von ganzem Herzen viel Erfolg. Lies unbedingt das Ohrensesselbuch. Es ist parallel zum Rauhnächte-Buch entstanden und hangelt sich an den Themen der Rauhnächte entlang. Fazit des Buches: ein lebenslanger Prozess…. der aber (so zumindest meine Erfahrung) immer leichter wird. Vor allem, wenn die „großen Themen“ geklärt sind. Und die befindens ich nunmal in den 3 bestimmenden Bereichen: mein Job – meine Liebe – mein Leben als solches. Wenn du gerne liest, dann ist das „Vorwärts heißt zurück zu mir“-Buch auch ein wahrer Schatz.
Liebe Grüßle aus Süddeutschland nach Norddeutschland
Die Tanja 🙂
Liebe Tanja,
Auch ich habe dieses Jahr das erste Mal die Rauhnächte zelebriert. Teilweise fiel es mir schon schwer. Schon alleine Zeit für mich zu finden, war an manchen Tagen schwierig, weil bei uns immer alles drunter und drüber läuft. Aber eigentlich liebe ich das Chaos auch. Und irgendwie habe ich es doch immer geschafft, nur nicht immer ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe.
Natürlich habe auch ich Dinge gefunden, die ich ändern will und muss. Wie die meisten anderen, arbeite ich auch noch an der Umsetzung, denn der Alltag lässt mich doch nicht immer alles so machen wie ich möchte. Aber ich bleibe am Ball! Und dein begleitender Text für den Januar ist wirklich sehr schön. Er trifft total ins Schwarze, weil die Menschen meistens so sind….
Allerdings finde ich, dass die Strategie vom Hase auch nicht immer ganz falsch ist, weil sich manchmal die Anstrengung nicht lohnt. Man ist vom Ergebnis dann doch enttäuscht, obwohl man sich so bemüht, abgerackert und angestrengt hat. Aber wenn man etwas wirklich will oder etwas stört, muss man schon kämpfen und es ändern.
Liebe Grüße von der Ostsee
Hallo, liebe Kirsten,
oh… „Post“ von der Ostsee…. Ich liebe die Ostsee…. 🙂 Was für eine schöne Erkenntnis… das Chaos durchaus zu lieben und trotzdem „immer“ alles zu schaffen. 🙂 … Ich nicke dir zu und sage ja…. so darf es sein, denn meine absolute Überzeugung ist: „Perfektion schafft Aggression“… In mein VORWÄRTS-Buch schreibe ich gerne folgende Worte als Widmung:
Die Strategie vom Hasen bedeutet ja, dass er es immer auf die gleiche Weise versucht und dann aufgegeben hat. Also bemüht, abgerackert und angestrengt. Manchmal hilft der Schritt zurück um „neu“ auf die Situation zu schauen und ganz anders dran zu gehen. Ansonsten bin ich voll bei dir. 🙂 In meinem ersten Buch (Dudelsack-Buch) habe ich folgende Worte geschrieben:
DANKE für deine lieben Worte hier, liebe Kirsten! 🙂