Jana – 39 – ungeküsst Buchempfehlung

09.06.2023

Eine spontane Assoziation

Ich lese viele Bücher. In der Regel Psychologie-Bücher – liegt wohl daran, dass ich Psychologin bin. Es war der Titel, der mich neugierig auf dieses Buch gemacht und in mir die spontane Assoziation hervorgerufen hat:  „Tanja, 54, seit 10  Jahren ungeküsst!“ Und das, obwohl ich erst seit knapp 5 Jahren getrennt bin – aber das ist eine andere Geschichte und soll an anderer Stelle erzählt werden. Aber lies, was ich dir zum Buch von Jana Crämer zu erzählen habe.

Ein psychologisch raffiniertes Meisterwerk

Aus vollster Überzeugung kann ich sagen: Das Buch ist ein psychologisch raffiniertes Meisterwerk – wenn nicht sogar Kunstwerk. Wie ich darauf komme? Ich versuche es mal zu erklären. In der Psychologie verwenden wir häufig die Methode des Perspektivwechsels – diese helfen, Knoten im Herzen, im Gehirn und in der Seele zu lösen. In Janas Buch wechseln Kapitel mit relativem aktuellem Zeitbezug mit Passagen, in welchen Jana in Dialog mit sich selbst ist (kursiv geschrieben). Es beginnt mit Dialogen mit dem eigenen inneren Kind, mit Fortschreiten des Buches wird dieses innere Kind zu einem erwachsenen inneren Anteil, der zum Schluss selbst in eine „beratende Rolle“ geht. Nach und nach sucht Jana Ereignisse auf ihrer Lebensachse auf, um dort ins Gespräch mit der „damaligen Jana“ zu kommen. Ein beeindruckender Perspektivwechsel, der konsequent durch das Buch beibehalten wird und sich wie ein geflochtener Hefezopf zum großen Ganzen entwickelt. (@Jana – falls du das hier jemals lesen solltest: wer dich darin beraten hat, das Buch in dieser Art  und Weise und Dramaturgie zu schreiben, der war sehr, sehr weise. Was du allerdings bitte nicht dahin interpretieren sollst, dass ich es dir nicht zutraue. Aber es braucht schon ein hohes Maß an psychologischer Expertise, um das so aufzusetzen. Vielleicht liege ich aber auch daneben und du hast das komplett aus den eigenen Federn geschüttet. Auf jeden Fall hast du dich darauf eingelassen, es gekonnt aufgenommen und umgesetzt. Es ist dein Leben und das spürt ‚man‘ auf jeder Seite.

… und außerdem ein impulsreiches Meisterwerk

Ehrlich gesagt, tu ich mich schwer damit, wenn jemand als Feedback schreibt, dass sie sich mit der Autorin nicht identifizieren konnte. Die Identifikation mit der Autorin ‚kann‘ sein, ‚muss‘ aber nicht. Warum? Weil es ja Janas Lebensgeschichte ist. Und jedes Leben ist auf ganz besondere Art und Weise einzigartig. Jana schafft mit ihrem Buch einen kunterbunten Blumenstrauß an Lebensweisheiten und Aussagen, die für jeden Gültigkeit haben. Dafür gilt es aber mit offenen Augen und Herzen und sehr selbstreflektiert das Buch zu lesen (und nicht nur voyeuristisch den Blick auf die Frau zu haben, die 100 Kilo abgenommen hat und ihr Leben durch „das Leben“ lenkt.) Ich habe für Euch mal drei Stellen ausgewählt, die mich – neben unzähligen anderen – berührt haben. Gestattet mir das rhetorische Mittel, dass ich diesen Passagen meine eigene psychologische Überschrift gebe.

(1) Was ist das Symptom? Und was sind die Ursachen?

„Weißt du, meine Kleine, wenn man ein Problem mit den Gedanken im Kopf hat, hilft es nicht, den Bauch abzuschneiden, denn der kann ja gar nichts dafür.“ (S. 40) Tanjas Gedanken dazu: „Bauch ab, Gewicht und Selbstwert im Griff“ schön wär’s – es funktioniert aber leider nicht. In der Psychologie zitieren wir gerne den Sozialpsychologen Kurt Lewin, um darauf hinzuweisen, dass es mit der Symptom-Behandlung nicht getan ist. Lewin sagt: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“ Und so lohnt es sich, sich selbst kennenzulernen und zu verstehen, welche Dynamiken dahinter stecken. Jana lässt uns an diesem Weg teilhaben und enttabuisiert ganz nebenbei, sich psychologische Hilfe zu holen  (“… so sehr bin ich heute absolut davon überzeugt, dass sich jeder Mensch mal eine Therapie gönnen sollte.“ S. 222)

(2) Verantwortung für sich selbst übernehmen

„Und es wäre doch viel zu einfach, für all das, was im eigenen Leben schiefläuft, einfach den Eltern die Schuld zu geben. Klar könnte man dadurch jede Verantwortung für all das, was scheiße läuft, abgeben, aber besser geht’s einem dann auch nicht. Wir sind keine Kopie unserer Eltern. Wir haben eine Wahl. Gene hin oder her. Was wir aus unserem Leben machen, liegt bei uns.“ (S. 64/65). Tanjas Gedanken dazu: Wir alle haben unsere ganz eigenen Erfahrungen mit unseren Eltern und sind mit diesen fiesen Glaubenssätzen groß geworden, mit welchen wir uns heute häufig selbst sabotieren. Ich vermute, dass Janas Eltern in der Zeit des Weltwirtschaftswunders geboren wurden – eine Zeit, in welcher alles möglich war, aber leider auch der Konsum von Alkohol eine gewichtige Rolle spielte. Jana gelingt es, einen kritischen Blick auf den Einfluss ihrer Eltern in ihrer Entwicklung zu werfen und sie gleichzeitig nicht zu verurteilen, sondern sie für ihre Liebe wertzuschätzen. Und das nehme ich Jana von ganzem Herzen ab. Ja, ihre Eltern haben sie geliebt. Sehr gelungen finde ich daher ihr Fazit, dass – trotz Elternhaus – jeder die Wahl hat, wie er sich entwickelt.

(3) Sich selbst den Spiegel vorhalten

„Das, was du glaubst, was andere über dich denken, ist das, was du in Wahrheit über dich selbst denkst!“ (S. 199). Tanjas Gedanken dazu: Wie an vielen anderen Stellen habe ich auch an dieser nickend gelacht. Ja genau das ist! Häufig berichten mir Menschen, was andere zu ihnen gesagt haben. Meine Antwort lautet in ähnlicher Weise „Das, was andere über dich sagen, sagt mehr über sie selbst als, als über dich! Das bedeutet aber im Umkehrschluss auch, dass das, was du glaubst, was sie über dich denken, Teil deines Bildes von dir selbst ist“.

Und nun die Frage an dich, falls du das Buch auch gelesen hast: Welches sind die Stellen, die dich auf ganz besondere Art und Weise angesprochen haben? Falls du es noch nicht gelesen hast – mein Tipp: schnapp dir einen Marker und markiere nach Herzenslust. Dadurch findest du die für dich wichtigen Stellen später wieder; nämlich dann, wenn du sie brauchst. Außerdem vergisst du weniger… der Alltag überrollt uns leider so häufig, dass wir die tollen Botschaften in einem Buch vergessen.

Die Psychologin hat leicht reden? Mitnichten ….

Wer nun glaubt, dass es mir in meiner Rolle als Psychologin leicht fällt, mich über Janas Buch in professioneller Distanz zu äußern, der irrt. Es sind so viele Situationen, die Jana beschreibt, die auch ich erlebt habe. Es gab Zeiten, da habe ich über 150 Kilo gewogen. Wenn du magst, dann les doch meinen Blogbeitrag zum Thema Selbstliebe. Von diesen Geschichten tragen wir wohl alle einige in uns …

Mein Fazit

Ein tolles Buch, das dazu einlädt, sich selbst zu sehen (egal, welches Thema man hat) und sich selbst zu stellen, um dann die eigene Geschichte nach den eigenen Vorstellungen weiter zu schreiben. DANKE liebe Jana! Und Euch anderen: viel Spaß beim Lesen. Das Buch gibt es übrigens überall, wo es Bücher gibt. Meine Bitte: unbedingt bei Eurer Buchhandlung vor Ort kaufen!

Deine Tanja

♥ ♥ ♥

PS – Postskriptum 

„Du bist nicht auf der Welt, um die Erwartungen anderer zu erfüllen“. Diesen Satz kannst du im, aber auch auf der Rückseite des Buches lesen. Tolle Botschaft! Vor einigen Jahren habe ich ähnliche Worte in meinem ersten Buch und dem dazugehörigen Online-Training verwendet. Wie sieht es bei dir aus? …

Denk mal drüber nach ….

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