Eigentlich kann ich es nicht wirklich ausstehen… Dieses kleine Wörtchen ‚Achtsamkeit‘, von dem gefühlt die ganze Welt spricht. Vielleicht sollte ich aber besser sagen: „konnte ich nicht ausstehen“? Warum ‚konnte‘? Warum diese Vergangenheitsform? Naja … weil sich in den letzten Tagen etwas in mir geändert hat. Es hat mit meinem neuen Buch zu tun, das im September erscheinen wird und an dem ich gerade wild am Schreiben bin. Schlussphase vor Abgabe des Manuskripts… Da wird es (zumindest bei mir) nochmals hektisch… wobei Schreiben dabei hilft, Klarheit zu bekommen. Und genau eine solche habe ich puncto „Achtsamkeit“ bekommen.

Im Manuskript bin ich in einem relativ kleinen Absatz auf innere Sehnsüchte und Herzenswünsche eingegangen. Nicht erst, seitdem ich die Rauhnächte begehe, ist das Thema ‚Herzöffnung‘ wichtig für mich. Ich glaube, das war es schon immer. Auch wenn mir das so nie wirklich bewusst gewesen ist. Mein Herz hat mich unbewusst dort hin geführt, wonach es sich gesehnt hat. Auch wenn das manchmal ziemlich unangenehm war. Nicht nur für mich. Vor allem auch für mein Umfeld.

Ich denke gerade an die Zeit, als ich 13 Jahre war und von zuhause abgehauen bin. Mein Herz hat sich vermutlich NICHT nach Springerstiefel gesehnt … Oder damals, als ich meinen Job an den Nagel gehängt habe, um zu studieren. Psychologie. Meiner Mutter war das zumindest zu Beginn wohl ziemlich peinlich. Auf die Frage von Bekannten, was denn ‚die Tanja‘ beruflich machen würde, meinte sie mit einem seltsamen-entschuldigenden Unterton „Sie ist eine Spät-Studierende“… Bis heute noch stolpere ich über diese Wortwahl – wobei sie ja mehr über meine Mutter, als über mich ausdrückt. Ich könnte noch mehr Beispiele aufführen: zum Beispiel, als ich mich als Coach selbständig gemacht habe. Oder das Jahr, als ich anfing, Dudelsack zu spielen. Da habe ich sogar ein Buch darüber geschrieben (gibt es nur noch bei mir). Oder als ich mich von meinem Mann trennte oder zuletzt, als ich mir ein Wohnmobil gekauft habe…. Man könnte meinen, dass all das meine „Herzenswünsche“ gewesen sind. Sind sie aber nicht. Das ist mir nochmals in aller Deutlichkeit während des Schreibens meines neuen Buches klar geworden. Achtung Spoiler! Dort habe ich folgenden Gedanken geschrieben:
Wünsche sind die Sprache unserer Seele. Wenn wir uns ihnen zuwenden, können wir uns selbst besser verstehen und erkennen, was uns glücklich macht. Wenn das Glücksempfinden jedoch nur von vorrübergehender Natur sein sollte, so gibt es wohl eine unerfüllte Sehnsucht hinter dem Wunsch. (aus dem neuen Buch von Tanja Köhler, Knesebeck Verlag, 09/2025)
Das mit der unerfüllten Sehnsucht hinter einem Wunsch – dafür braucht „man“ nicht Psychologie studiert zu haben. Meine ganz persönliche Antriebsfeder hinter all meinen vermeintlichen Herzenswünschen habe ich schon ziemlich früh erkannt: eine tiefe Sehnsucht nach Freiheit. Und nach Selbstbestimmtheit.
Schon immer habe ich gerne geschrieben. Meine Gedanken in Worte gefasst. Und dabei festgestellt: Das, was ich schreibe ist etwas anderes, als das, was ich denke“. Schreiben bringt eine ganz eigene Klarheit. Während des Schreibens können wir uns nicht anlügen. Uns nichts mehr vormachen. Schreiben verbindet uns mit unserem inneren Erleben. Das ist es, was dieses Wort Achtsamkeit (auch) ausdrücken möchte…

PS – Postskriptum
Welche Sehnsüchte stecken in dir, die nach Veränderung rufen? Über welche denkst du nur nach? Und was würde sich dir zeigen, wenn du über deine Sehnsüchte schreiben würdest?
Denk mal drüber nach…
Lies gerne auch den Blogbeitrag: Klarheit braucht Selbstehrlichkeit
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