Wenn’s draußen leise wird, wird’s innen laut

01.10.2023

Stille. Sie ist schwer zu finden. Selbst in der Natur hört man den Lärm der Autos und Motorräder, wenn sie zum Beispiel aus einer Kurve heraus beschleunigen oder auf einer geraden Strecke Gas geben. Und das, obwohl die Straße viele Kilometer entfernt ist. Die Schallwellen tragen die Geräuschkulisse weiter. Und zuhause? Viele unserer täglichen Aktivitäten dienen dazu, Stille erst gar nicht entstehen zu lassen. Denn wenn sie erstmal entsteht – die Stille – dann können viele von uns sie nicht gut aushalten. Warum? Weil die Stille uns mit uns selbst konfrontiert. Oder etwas philosophischer ausgedrückt: Wenn es draußen leise wird, dann wird es innen ziemlich laut. Wir sollten daher lernen, der Stille wieder einen guten Raum zu geben und unseren inneren Stimmen zuzuhören. Denn sie haben uns wichtige Dinge zu sagen … Aber lies selbst …

Lautstarke Flüche …

Voller Vorfreude habe ich gestern mit aus meinem Briefkasten die neueste Ausgabe von PSYCHOLOGIE HEUTE geborgen. ‚Geborgen‘ deswegen, weil es ziemlich viel Geschick und unzählige lautstarken Flüche meinerseits brauchte, bis ich das Magazin endlich in meinen Händen halten konnte. Es hatte sich in unserem wunderschönen – wenn auch extrem schmalen – Briefkasten verkantet.

„… Sch* Postbote! …“ kam es ziemlich unwirsch aus meinem Mund!

„… Selbst schuldSchön ist eben nicht immer praktisch!…“ mahnte mich leise meine innere Stimme. Ich hätte ja auch einen breiteren Briefkasten kaufen können. Hätte, hätte, Fahrradkette!

Wie wir in einer lauten Welt Ruhe in uns selbst finden …

Mein Fluchen wich allerdings von einer Sekunde auf die andere einem breiten Grinsen, als ich die Titelüberschrift las:
Stille – Wie wir in einer lauten Welt Ruhe in uns selbst finden!“ Na gut, dann bin ich jetzt mal still! 🙂

Bestimmt hatte es etwas Liebevolles an sich, wie ich über die PSYCHOLOGIE HEUTE streichelte. Die letzte Ausgabe hatte ich vor mehr als 20 Jahren gelesen, als ich mich noch im Psychologie-Studium befand. Für Studierende gab es damals eine Zeitlang ein kostenloses Abo. Als gute Schwäbin hatte ich das genutzt – danach war mir die Zeitschrift zu teuer und dann habe ich sie im beruflichen und privaten Alltags-Tsunami aus den Augen verloren. Erst vor einiger Zeit habe ich sie auf Facebook wiederentdeckt. Und das, was ich gelesen habe, hat mir gefallen – gehaltvolle kurze Impulse, Artikel zum Nachdenken…

Stille? Mit meinem Dudelsack bin ich ja eher laut!

Manch‘ einer fragt sich, wie jetzt ausgerechnet Stille zu mir – zu der Tanja – passt. Mit meinem Dudelsack (ja, ich spiele Dudelsack) bin ich ja eher laut unterwegs. Und auch mit meiner Präsenz gehöre ich wohl zur Sorte der Extrovertierten. Aber es gibt auch die ‚stille Tanja‘. Die Tanja, die sich im Leitartikel wiedergefunden hat. Der Artikel nimmt Bezug zu Carl Gustav Jung:

„Wir schrecken vor der Stille zurück, weil sie uns mit uns selbst konfrontiert. Ganz bei sich sein bedeutet auch, sich selbst zuzuhören und anzuschauen. Und wenn es dann außen ganz still ist, wird es bisweilen drinnen ganz laut.“ (Quelle: PSYCHOLOGIE HEUTE 01/2019)

Schottland – mein Ort der Stille – mein Kraftort

Viele von euch wissen ja, dass mein Herz für Schottland schlägt. Auf der Internetseite von Schottlandberater gibt’s einen schönen Artikel von mir, warum Schottland mein Kraftort ist. Aber erst jetzt ist mir noch klarer geworden, was an solchen Orten noch mit mir passiert… An den meisten Orten in Schottland komme ich über die äußere Stille zur inneren Ruhe. Dort darf ich mich ganz bewusst mir und meinem inneren Lärm zuwenden. Und mir selbst aufmerksam zuhören. Und wenn ich mir zuhöre und dann auch noch auf mich höre, dann erhalte ich neue Kraft für das Lärmgefecht da draußen.

♥ ♥ ♥

PS – Postskriptum

Und was ruft dir dein innerer Lärm in stillen Momenten zu? Wie reagierst du darauf? Gibst du den Stimmen Platz, Raum und Gehör? Oder „unterdrückst“ du sie schnellstmöglich wieder und gehst einer Aktivität nach? Die Zeit der Rauhnächte sind übrigens eine tolle Möglichkeit, sich über Stille selbst auf die Spur zu kommen…

Denk‘ mal drüber nach …

♥ ♥ ♥

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schau gleich mal in Deinem Postfach rein und bestätige die Anmeldung.