Ich liebe den Herbst. Die Farben schmeicheln meinen Augen. Das Rascheln des Laubes und dieser unbeschreibliche Duft in den Wäldern schenken mir ein wohliges Gefühl. Mein Herz geht auf, wenn ich morgens in die Kälte des Tages hineingehe und ich mich in meine warme Jacke einmummeln darf. Ja, der Herbst ist durch und durch meine Jahreszeit.

Indian Summer überall

Früher habe ich häufig mit den anderen mitgejammert, wenn der Sommer Abschied genommen hat und die unbeschwerte Zeit am und im Bodensee zu Ende ging. Heute ist das anders. Heute genieße ich die Zeiten des Übergangs, wenn der ‚Goldene Oktober‘ in den ‚Grauen Herbst‘ übergeht. Denn auch wenn die Natur sich zurückzieht, so gibt sie zum Abschied noch einmal alles – ein Farbenspiel, das seinesgleichen sucht. Indian Summer überall. Und genau das gilt es zu wertschätzen.

Schmuddelig entsteht im Kopf

Während sich viele dem Bedauern hingeben und sogar darin aufgehen, richte ich mich zu dieser Jahreszeit auf. Vorfreude macht sich in mir breit. Vorfreude auf den Advent. Vorfreude auf Weihnachten. Vorfreude auf die Rauhnächte. Und so vermischt sich diese Vorfreude mit der Freude an den kleinen Momenten der Herbsttage. Egal, wie schmuddelig es draußen ist: im ‚Grauen Herbst‘ gibt es so unglaublich viel zu entdecken und zu bestaunen. Schau nur genau hin! Schmuddelig entsteht im Kopf.

Ja, das Jahresende ist nicht mehr weit und wir können nichts vom dem nachholen, von dem wir glauben, es verpasst zu haben. Unsere persönliche Ernte ist, wie sie ist und genau für diese dürfen wir dankbar sein und sie schätzen. Wir dürfen zuversichtlich sein, dass der Kreislauf niemals endet … auch wenn es Abschiede gibt.

‚Reife kennt Abschiede‘ bedeutet, dass wir Veränderungen akzeptieren und Altes loslassen, um Neues zu ermöglichen. Sicher kennst auch du die berühmteste Strophe des Gedichtes ‚Stufen‘ von Hermann Hesse: Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. …. Heute schenke ich dir die Erinnerung an die abschließende Strophe des Gedichts:

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Abschiedsschmerz darf sein. Doch dürfen wir uns nicht in ihm auflösen, denn die Zuversicht schenkt uns alle Möglichkeiten. Und genau in diesem Wissen liegt unsere Reife.

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PS – Postskriptum

Was ist für dich der Unterschied zwischen dem, was du beeinflussen kannst, und dem, was du akzeptieren musst? Und wie handelst du, wenn du diese beiden Bereiche nicht klar voneinander trennen kannst?

Denk mal drüber nach …