Geduld braucht Frustrationstoleranz

27.09.2025

27. September 2025. Heute ist mein Geburtstag. 57 Jahre. Alter ist für mich allerdings kein Thema. Noch nie habe ich damit gehadert. Während andere sorgenvoll auf den 40sten, auf den 50sten und auf den 60sten geschaut haben, ist mir das schon immer Wurst gewesen.

Warum ich mir NIE die Frage „Wo sind nur all die Jahre geblieben?“ stelle …

Die Frage „Wo sind nur all die Jahre geblieben?“ stell ich mir nicht, weil ich rückblickend ein solch‘ bewusstes und intensives Leben geführt habe, dass ich ziemlich gut weiß, was ich alles so in den letzten Jahrzehnten unternommen habe bzw. was passiert ist. Mein Fazit: Mein Leben verlief bisher megaaa! Was nicht bedeutet, dass es keine schwierigen Phasen gab. Ganz im Gegenteil sogar. Diese gab es durchaus. Die Trennung von meinem Mann nach 23 gemeinsamen Jahren. Mein schlimmer Unfall, bei dem ich mit voller Wucht mit dem Kopf gegen einen Betonpfeiler geknallt bin und erst wieder meine Sprache finden musste. Und auch die zurückliegenden Monate in 2025, die mich häufig in Notaufnahmen geführt haben, weil entweder meine Mutter oder aber mein Vater schwer gestürzt war… Wer von euch schon mal in der Notfall-Ambulanz gesessen ist, der weiß, was ‚Geduld haben‘ bedeutet. Wobei ich für solche Situationen das tatsächlich nie lernen musste. Ich vertraue darauf, dass die Ärzte und Pfleger ihr Bestes geben …

Ich bin geduldig, außer …

Wenn du mich fragst, ob ich geduldig bin, dann würde ich vollkommen überzeugend mit „JA!“ antworten. Und dann schmunzelnd hinzufügen, dass es freilich Ausnahmen gibt. Was ich persönlich nicht ausstehen kann ist Unpünktlichkeit. Aber auch hier gibt es einen Unterschied. Wenn jemand anruft und sagt, dass es später wird, dann macht mir das gar nichts aus. Wenn ich allerdings zum Beispiel mit jemandem um 15.00 Uhr verabredet bin und derjenige erscheint später ohne Bescheid zu geben, werde ich ungeduldig. Vor allem, wenn es sich um „nahe Bekannte“ handelt, die wissen, dass mir das wichtig ist…Ich gestehe aber auch: ich kenne meine Pappenheimer und kalkuliere dieses Verhalten durchaus ein. Bei Fremden und Kunden bin ich da durchaus gelassener. Mir hilft, wenn ich selbst schon bei der Verabredung hinzufüge: „Ob du jetzt ein paar Minuten früher oder später kommst ist kein Thema!“ Eine kleine, aber für mich wichtige Nuance, die mich und auch den anderen entlastet.

Geduld, Gelassenheit und Besonnenheit

Geduld, Gelassenheit und Besonnenheit sind verwandte Konzepte, die – obwohl sie ineinander übergehen – sich aber durchaus auch unterscheiden.

Die Geduld beschreibt eher das Dranbleiben, die Ausdauer und Konstanz, kurzum: das Durchhaltevermögen. Ich persönlich kann Menschen super als Coach begleiten und bleib an ihnen dran, wenn ihnen Dinge nicht gleich gelingen. Ichermutige sie, geduldig mit sich zu sein… Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass es – bis sich die Früchte des Fleißes und des Engagements zeigen – seine Zeit braucht. Erfolg entsteht in den seltensten Fällen durch Zufall, sondern durch Fleiß und Ausdauer. Meine nicht nur zahlreichen, sondern auch erfolgreichen Bücher der letzten Jahren sind ein Zeugnis davon, was ich damit zum Ausdruck bringen möchte.

Gelassenheit beschreibt den konkreten Umgang mit herausfordernden Situationen. Dieses Berühmte: „Bewahren SIE Ruhe!“ stimmt, denn ausflippen bringt nichts, außer Stress… Gelassenheit ist also die Akzeptanz, dass es eben so ist, wie es ist. Und dass es Dinge gibt, die ich persönlich nicht ändern kann. Was ich jedoch gestalten kann, ist die Art und Weise, wie ich damit umgehen möchte… Und falls du dich nun sagen hörst, dass du schon als Kind so gewesen bist, so rufe ich dir zu: Gelassenheit ist erlernbar, nämlich über ihre Schwestertugend: die Besonnenheit…

Die Besonnenheit ist eine Art übergeordnete – rationalere – Strategie, um mit Situationen, die Geduld und Gelassenheit erfordern, umzugehen. Quasi der berühmte innerliche Schritt zurück, um eine Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten und sie richtig einzuschätzen. Und dann erst dann einen vorausschauenden – nächsten – Schritt zu unternehmen.

Manche Situationen brauche ein Ventil

Vor zwei Tagen ist nun mein neues Buch erschienen: Dein Advent – 24 Glücksmomente nur für dich. Ein unfassbar schönes Buch und zugleich meine 13.te Veröffentlichung … ich war fleißig, konstant, ausdauernd… Wobei ich ehrlich zugebe, dass mich dieses Buch in Sachen Geduld das eine oder andere Mal an meine Grenzen gebracht hat und mir weder dabei weder Gelassenheit noch Besonnenheit helfen konnte… Und so habe ich innerlich und auch äußerlich wie ein Rohrspatz geschimpft und mich bei einer Freundin ausgek… Selbst geduldige Menschen brauchen manchmal ein Ventil … So what!?

Geduld braucht Frustrationstoleranz

Und jetzt? Vielleicht ahnst du es jetzt. Ich hätte mir nämlich gerne selbst ein tolles Geburtstagsgeschenk gemacht: ein weiterer Buchvertrag. Allerdings wird meine Geduld gerade extrem gefordert. Erfolgsverwöhnt durch die letzten 3 Jahre bin ich davon ausgegangen, dass alles reibungslos läuft… läuft es aber nicht… Und so durfte ich die letzten Tage (wieder) lernen bzw. erfahren:

  • dass es eben die Ausdauer und das Durchhaltevermögen braucht.
  • dass ich in Situationen, die ich anders erwartet habe, gelassen sein darf.
  • dass ich mich nicht zu lange dem Frust hingebe, sondern besonnen reagiere.

Kurzum: es braucht diesen Trias von Geduld, Gelassenheit und Besonnenheit

Ein paar Tage habe ich mich nun meiner Frustration hingegeben. Mehr sogar noch: sie ausgelebt und mich in ihr gesuhlt. Selbst bedauert. Aber das raubt mir nur Energie… deswegen habe ich meinen Frust nun zur Seite geschoben und widme mich stattdessen ‚einfach‘ mit meinem übernächsten Buchprojekt… damit mein Fokus und meine Energie eben nicht auf dem liegt, was ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr selbst beeinflussen kann und ich schnell wieder in meine gelassene, energiereiche Ausdauer finde. 😊 Wer mir übrigens auf Instagram folgt, hat vielleicht ein Reel von mir gesehen „Heute war ein doofer Tag!“ … Du wirst zugeben: in einer solchen Verfassung kann man nicht wirklich sein Leben positiv gestalten.

Frustrationstoleranz kann man lernen, indem man akzeptiert, dass Frustration eine ganz normale Reaktion ist und sein darf. Sie führt dir vor Augen, dass dir etwas wirklich wichtig ist. Ratgeber halten übrigens Tipps bereit wie „setze dir realistische Ziele“ – das tue ich nicht, denn ich gehe davon aus, dass du das eh schon machst. Mein Tipp für dich geht in eine andere Richtung: spiele einfach mal ein wenig Rumpelstilzchen und wenn du dann die negative Energie abgetanzt hast, mach‘ dich weiter an das, was dir gerade soooo viel Geduld abverlangt. Es wird sich lohnen…

♥ ♥ ♥

PS – Postskriptum

Welche Situationen stellen dich auf eine Geduldsprobe. Was tust du, wenn es mal wieder so weit ist (Stichwort: Gelassenheit) und wie bereitest du dich auf mögliche zukünftige Situationen (Stichwort: Besonnenheit) vor?

Denk mal drüber nach ….

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♥ ♥ ♥

2 Kommentare

  1. Liebe Tanja,
    erst einmal möchte ich Dir ganz herzliche zu Deinem Geburtstag gratulieren und Dir heute einen wunderschönen Tag wünschen.
    Wenn der Verstand/der Kopf etwas möchte, ist vielleicht noch nicht der richtige Zeitpunkt 😉 für das nächste Buch, loslassen – fallenlassen – dann wird der Kopf und auch das Herz frei. Schau mal was dann auf Dich zukommt. Du hast ganz recht Akzeptanz dessen was ist.
    Geduld und Besonnenheit-manchmal braucht man einfach eine Pause – das sind übrigens Gedanken, die ich aus Deinen Büchern entnommen habe…. grins.
    Ich danke Dir für Deine Bücher und deine Gedanken und Deine Blogs.
    Herzliche Grüße
    Dagmar

    Antworten
    • Hallo, liebe Dagmar,

      nun hat meine Antwort leider etwas gedauert… DANKE FÜR DEINE GEDULD 🙂

      Über deine lieben Worte habe ich mich sehr gefreut… auch starke Frauen dürfen ruhig zeigen, dass nicht alles „Gold“ ist, was da glänzt. Gell? 🙂

      Liebe Grüßle …. und: sehr, sehr gerne… Bücher – Gedanken – Blogs und MITEINANDER.
      Die Tanja

      Antworten

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